Zur guten Musik aus Frankreich gehören eindeutig Tryo. Trotz des Namens sind sie zu viert, füllen in Frankreich die ganz großen Hallen – und sind politisch. Damit übrigens auch schon durch Deutschland gezogen. Auf ihrem aktuellen Album „Né quelque part“ covern sie zum ersten Mal. Aber auch da bleiben sie sich treu, ein Song wie „L’opportuniste“ von Jacques Dutronc beschreibt eine Spezies, die nicht ausstirbt. Von der Sorte kennen wir auch den einen oder die andere, die den Mantel immer in den Wind hängen und kein Rückgrat haben.
Bei Leuten wie den vier Jungs von Tryo, die in einer Kommune gelebt haben auf dem Land, die immer wieder gegen Intoleranz und Dummheit auf die Bühne gehen, die sich für Minderheiten einsetzen und im Konzert (und im Foyer) über Dinge informieren, die in unserer Welt falsch laufen – also kurz gesagt: Bei solchen Leuten ist klar, dass sie nicht bei PEGIDA mitmachen. Und so ist das Lied von Maxime Le Forestier gut ausgewählt als Titel. „Né quelque part“: Jeder ist irgendwo geboren – aber jeder ist auch irgendwo ein Ausländer. In Frankreich vielleicht DIE Multikultihymne.
Tryo schaffen das Kunststück, ihre Versionen von bekannten Chansons so auszustatten, dass trotzdem eine gute Botschaft rüberkommt – und das tut dann richtig gut. Natürlich basteln sie auch musikalisch mit ihrem akustischen Reggae etwas ganz Eigenes, aus Renaud, Bernard Lavilliers, aus den Rita Misouko und ihrem „Kleinen Zug“, aus Claude Nougaro und Jacques Higelin – in Deutschland zu Unrecht wenig bekannt.Aber auch aus Alain Souchon und Laurent Voulzy: Ihr Lied „C’est déjà ca“ (Das ist doch schon was) erzählt den Alltag eines Immigranten, der erklärt, warum er weg ist von da, wo er seine Heimat hatte (im Sudan): Nicht freiwillig, immer in der Hoffnung, wieder zurück zu können.
Aber hier, bei uns, da kann er frei leben und in Frieden und hat was zu essen für sich und seine Kinder. Und wenn er in der Djelaba über die Straße tanzt, dann lächeln sogar ein paar Leute. „C’est déjà ca.“ Wichtige Dinge, einfache Dinge, und man wünscht sich, dass wir das auf friedfertige Weise verteidigen können – für alle, die hier leben und gegen die, die sich totalitaristisch gebärden: Im Nahen Osten, in den Vorstandsetagen oder bei montäglichen Hassaufmärschen. Wie sagte es Guzmo im Interview, einer der vier Tryolinge: „Ein Lied verändert nicht die Welt, aber es kann im Bewußtsein ein bisschen was in Bewegung bringen.“ Ca serait déjà ca – das wäre doch schon was.