Politisch ist Hannes Wader auf »Sing« immer noch. In »Morgens am Strand« klagt er eindrucksvoll die europäische Flüchtlingspolitik an: Begleitet von einem heiteren, kalypso-artigen Arrangement erzählt das Lied von einem Urlauber, der eine Flüchtlingsleiche im Meer findet. Melancholisch hingegen sind »Das kleine Gartentor« und »Lissi aus Giengen an der Brenz«. Letzeres ist der ehemaligen musikalischen Wirtin des Gasthaus Felsen gewidmet, bei und mit der Wader einst sang. »Folksinger’s Rest« und »Wo ich herkomme« haben besonders autobiografische Texte. Die beiden Lieder zeigen wunderbar, wo Hannes Wader heute steht. Im Zweifelsfall auf der Bühne, denn dort ist er in seinem Element.
„Der aktuelle Wader ist der bewährte Wader. Auf „Sing“ vermisst man neben anderem zwar Schubert-Referenzen. Stattdessen, gut so, setzt der anhaltend zeitkritische Fahrensmann die Tradition seiner bissigen Talkin’-Blues-Novellen fort. Zudem ist das Klangbild angereichert mit neuen Impulsen wie Cello, Steel Guitar oder gar einem dreistimmigen Damenchor. Seit jeher verstand sich Hannes Wader darauf, pointiert Galliges mit Romantischem oder Visionärem zu vereinen. Prägnant geblieben ist Waders kontrastreicher, sonorer Gesang. Der nunmehr zweiundsiebzigjährige Barde lässt auf diese Weise neun seiner zehn poetischen „Sing“-Liedtexte – außen vor gelassen sei der titelgebende Stadl-Singsang – eindrücklich nachwirken.“
Für die Jury vom Preis der Deutschen Schallplattenkritik : Jochen Arlt